Bereits in der Saison 2000/01 kam es mit der Gründung des Fanbündnisses „Pro 15:30“ erstmals in der Geschichte der Fankultur in Deutschland zu einem großen, überregionalen Protest. Thematisiert wurde die Zerstückelung des Spieltages auf vier Tage mit jeweils einer Anstosszeit (Fr-Sa-So-Mo). Es wurden Vertreter der Initiative zur DFL geladen, Versprechungen gemacht und Erwartungen geweckt, die nicht eingehalten wurden. Seit nunmehr über 16 Jahren fanden regelmäßig derartige Gespräche mit Verbandsvertretern statt, die Protestbanner in den Stadien sind, oft besonders bei Montagsspielen der 2. Liga, vielen Fernsehzuschauern bekannt.
Dementsprechend sahen sich DFL und DFB in der Zwischenzeit immerhin gezwungen, öffentlich Erklärungen zu den Hintergründen der Terminierungen abzugeben. So werden für die weiter vorangeschrittene Zerstückelung der Spieltage vor allem vermeintliche finanzielle Zwänge angeführt, die Mehreinnahmen aus der TV-Vermarktung notwendig machen. Als im Juni 2016 die neuen TV- Verträge öffentlich wurden, drehten sich die durchweg positiven Bewertungen der Verantwortlichen in erster Linie um den Erhalt der internationalen Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga und um das mutmaßlich tolle Paket für das TV-Publikum. Kein Wort zu den Auswirkungen auf die Fans in den Stadien. Kein Wort zu den Auswirkungen auf den Amateurbereich.
Doch die daraus resultierende gestiegene Anzahl an Spielen die nicht mehr an einem Samstag stattfinden, stellen Fans, die ihre Mannschaft im Stadion unterstützen wollen, zunehmend vor Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für Fans der jeweiligen Gastmannschaft. Verstärkt wird dies noch durch angebliche sicherheitsrelevante Aspekte oder Drittveranstaltungen in den Stadien, die, so die Verbände, die Einhaltung der sogenannten „300km-Regel“ oftmals nicht möglich machen. Noch hinzu kommt die oft sehr kurzfristige zeitgenaue Ansetzung der Spieltage, was eine notwendige rechtzeitige Planung der Anreise unnötig erschwert.
Doch neben den Fans in den Stadien ist auch der Amateurbereich betroffen. Während früher der Sonntag den Amateuren vorbehalten war, treten diese heute in einen ungleichen Kampf mit den Profiligen. Zuschauer und aktive der Amateurvereine müssen sich inzwischen häufig zwischen Ihren lokalen Teams und dem Spiel Ihres Lieblingsvereins der 1. oder 2. Bundesliga entscheiden, egal ob als regelmäßiger Stadionbesucher oder TV-Zuschauer. Dass die Entscheidung hier oft zum Nachteil für den Amateurklub ausfällt, sehen wir langfristig als große Gefahr für den Fussball als Breitensport.
In der Summe hat sich die Situation also trotz eines mehr als 16 Jahre andauernden Protestes, welcher von zahlreichen Gesprächen und gegenseitigen Erklärungen begleitet wurde, aus der Perspektive der Fans nur noch weiter verschlechtert. Schlimmer noch ist jedoch, dass ein Ende dieses Prozesses längst nicht in Sicht zu sein scheint.
Wir sind nicht bereit diesen Weg weiterhin mitzugehen.
Wir fordern die DFL, den DFB und die Vereine letztmalig auf, die Interessen der Fans im Stadion endlich mindestens gleichwertig zu den Interessen der medialen Vermarktung zu behandeln. Die Fans im Stadion sind bedeutender Bestandteil der Attraktivität des deutschen Fußballs. Wir fordern die Verantwortlichen auf, diese Tatsache nicht nur anzuerkennen, sondern den Stadionbesuch auch dementsprechend mit fanfreundlichen Anstosszeiten zu fördern, anstatt ihn durch die Zerstückelung und Fokussierung auf die TV-Vermarktung nachhaltig zu beschädigen. Anstosszeiten müssen wieder an den Interessen der Fans im Stadion ausgerichtet werden. In letzter Konsequenz hemmen die Verantwortlichen andernfalls genau das, was sie im Fernsehen so gerne vermarkten: Volle Stadien, gute Stimmung und Emotionen.
Wir fordern daher folgende Sofortmaßnahmen:
- ein Ende sämtlicher Diskussionen und Denkspiele über eine weitere Spieltagszerstückelung, ein klares Bekenntnis dazu, dass die Grenze des Zumutbaren erreicht ist
- die konsequente Einhaltung der sogenannten „300km-Regel“, wonach die Spielorte zweier Vereine die nicht an einem Samstag gegeneinander spielen, maximal 300km voneinander entfernt liegen sollen
- DFB und DFL verpflichten sich zeitgenaue Ansetzungen ab sofort nicht später als 4 Wochen vor dem jeweiligen Spieltag bekannt zu geben
Zur Saison 2021/22 (Neuausschreibung der TV-Rechte) fordern wir:
- die Abschaffung der „Montagsspiele“
- kein Anpfiff vor 14 Uhr an Samstagen und Sonntagen
- am Freitag kein Anpfiff vor 19:30 Uhr
Langfristige Zielsetzung
Wir fordern alle Beteiligten dazu auf, eine Strategie zu erarbeiten, wie der Spieltag trotz notwendiger Fernsehvermarktung auf möglichst wenig Anstosszeiten am Wochenende (Samstag/Sonntag) verteilt werden kann. Teil dieser Strategie muss es sein, den Fussball, auch im Eigeninteresse der Vereine, weniger abhängig von den Geldern der TV-Vermarktung zu machen. Wir fordern ein klares Bekenntnis zu je einem „Kernspieltag“ für die oberen drei Ligen. An diesem sollen mindestens 2/3 aller Spiele des jeweiligen Spieltages zeitgleich ausgetragen werden. Wir fordern die Beteiligten zu einem klaren Bekenntnis dazu auf, dieses Ziel innerhalb der nächsten zwei Neuausschreibungen der TV-Rechte erreichen zu wollen, zurück zu einem Spieltag, der diesen Namen auch verdient.